Viele Modemarken nehmen sich schrecklich ernst. In den meisten Fällen werden zwei Positionen vertreten: Entweder muss Mode elegant sein – oder praktisch. Dazwischen gibt es nicht viel Spielraum für Experimente. Das ist schade, denn Kleidungsstil ist immer auch ein Statement und sagt etwas über die Persönlichkeiten und die Stimmungen seiner Träger aus. Und diese sind nicht immer schwarz oder weiß und können sich ändern. Und auch Mode kann so viel facettenreicher sein: Geschmackvoll und praktisch, seriös und cool, tragbar und ironisch, nützlich und albern oder elegant und humorvoll – oder eine Mixtur aus alledem.
Dazu passt auch die Geschichte des italienischen Modedesignern Franco Moschino: Er machte Furore, gerade weil er sich den gängigen Konventionen der humorlosen und selbstbezogenen Modebranche der 1980er Jahre widersetzte: Seine skurrilen, ironischen und zum Teil respektlosen Kreationen hauchten der Modeszene seiner Zeit neuen Witz und Geist ein. Moschino verstand es, den Humor für seine Kollektionen geschickt zu nutzen und, anders als die Meisten in der Modebranche, das Leben aus einer etwas geerdeteren Perspektive zu betrachten. Er war ein Modeschöpfer, der Exklusivität und Spaß vereinte, indem er Bekanntes in neue Zusammenhänge stellte, bewusst mit Anomalien spielte und Funktionen und Zeichen umkehrte.
Einige Beispiele seiner Werke sind die weiße Handtasche, die mit Schokoladensoße überzogen ist, das Abendkleid, das am Kragen mit Teddybären besetzt ist, die Weste, die mittels Fotoaufdruck eine Chanel-Jacke imitiert, gebratene Eier aus Plastik als Knöpfe oder das Parfüm, das in einer Flasche für Olivenöl verkauft wird. Klar, sehr wahrscheinlich haben die meisten von uns nur wenige Gelegenheiten, ein Teddybär-Kleid zu tragen. Aber darum geht es bei Moschinos Mode auch nicht. Erstens wollte er uns Konsumenten zeigen: Nehmt Euch und die ganze Modebranche bitte nicht allzu ernst. Vor allem aber wollte er der Modeindustrie, und besonders der Haute Couture, die eigene Abgehobenheit vor Augen halten: Denn im Grunde ist es absurd, dass die meisten Designerstücke abseits der Laufstege niemals getragen werden – einfach deshalb, weil sie Einzelanfertigungen und für den Normalbürger unbezahlbar sind. Und trotzdem ist Haute Couture oft so nüchtern und langweilig wie ein deutscher Steuerbeamter.
Leider zeigte das italienische Fashion-Establishment wenig Verständnis für Moschinos Mode. Man fühlte sich vorgeführt und auf den Schlips getreten und verspottete den Modedesigner als talentlosen Angeber – was letztlich aber nur dazu beitrug, ihn und seine Mode noch populärer zu machen.
Nach Moschinos Tod im Jahre 1994 wurde das Modelabel von seiner Assistentin Rosella Jardini weitergeführt, die bis heute mit ähnlich eigenwilligen und witzigen Kreationen die Modewelt überrascht.
Mehr über mas Moschino Mode Lable unter:
www.moschino.it
Autor:
Anna Jung
8select.de